Gaimans Höhlenwahrheit prächtig illustriert – Neil Gaiman: The Truth Is a Cave in the Black Mountains (Rezension)

belmonte

Vor Kurzem ist bei William Morrow, einem Imprint von Harper Collins, ein sehr schöner englischsprachiger Bildband zu Neil Gaimans Kurzgeschichte The Truth Is a Cave in the Black Mountains erschienen. Es handelt sich um ein Spin-off aus dem von Gaiman mitherausgegebenen Kurzgeschichtenband Stories: All New Tales von 2010.

Neil Gaiman: The Truth Is a Cave in the Black Mountains

Neil Gaiman: The Truth Is a Cave in the Black Mountains

In der Geschichte erzählt ein Zwerg, wie er zusammen mit dem wölfischen Calum MacInnes zur Nebelinsel aufbricht, um dort in einer Berghöhle einen legendären Goldschatz zu bergen. Sie essen ihr Porridge am Feuer, der Zwerg lässt sich von einer alten Frau aus der Hand lesen, schließlich setzt ein Fährmann sie zur Insel über. Zwischendurch bringen sie einander fast um, so groß ist ihr gegenseitiges Misstrauen. Was die beiden am Ziel ihrer Reise finden, wird hier natürlich nicht verraten.

Die Geschichte ist wunderschön erzählt und von Eddie Campbell prächtig illustriert. Worum handelt es sich aber bei dem Buch? Um eine Graphic Novel? Einen Bildband? Eine Bildergeschichte oder etwa ein Bilderbuch? Wahrscheinlich ein bisschen von allem. Selbst Comiczeichnungen finden sich hier und dort. Nicht von ungefähr lautet der Untertitel des Buches A Tale of Travel and Darkness with Pictures of All Kinds.

In meiner Rezension zu Gaimans Roman American Gods, den ich nicht so eindrucksvoll fand, habe ich angedeutet, dass ich Gaiman nicht als großen Romancier schätze sondern als einen „wundervollen Erzähler von Short Stories, die sich auf ebenso wunderbare Weise in Comics umsetzen lassen“. Seine Geschichte The Truth Is a Cave in the Black Mountains ist hierzu der beste Beleg. Die Erzählung ist schnell, dunkel, wenig vorhersehbar, atmosphärisch, spannend, wunderlich, phantastisch.

Episch anmutende Illustrationen neben Comiczeichnungen

Episch anmutende Illustrationen neben Comiczeichnungen

Nicht weniger herrlich sind die Bilder: Teils konturierte Comiczeichnungen, teils ganzseitige, episch anmutende Illustrationen, teils düster andeutende Abbildungen (siehe Coverabbildung). Campbells Bilder sind nicht nur Beigabe sondern integraler Bestandteil des Bandes, schon allein deswegen, weil der Text an vielen Stellen in die Zeichnungen eingearbeitet ist.

Das ganze Buch ist graphisch sehr schön aufgemacht, geschmackvoll gebunden, ein wenig wie ein altes englisches Kinderbuch. Hoffentlich wird es in ähnlich schöner Gestaltung auch auf Deutsch erscheinen. Gaimans Englisch ist in dieser Erzählung allerdings auch für weniger geübte Englischleser durchaus lesbar.

Neil Gaiman: The Truth Is a Cave in the Black Mountains: A Tale of Travel and Darkness with Pictures of All Kinds, William Morrow, New York 2014, 74 S.

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(c) belmonte 2014

2 Gedanken zu “Gaimans Höhlenwahrheit prächtig illustriert – Neil Gaiman: The Truth Is a Cave in the Black Mountains (Rezension)

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