belmonte

Bei allem Respekt für Jagoda Marinić, deren Arbeit und öffentliches Wirken mich sehr beeindrucken – hier ist leider eine große Chance vertan worden, die Heidelberger Literaturtage zurück in private Hand zu geben.
Über viele Jahre wurde genau diese Reprivatisierung der Literaturtage immer wieder angekündigt. Jetzt zeigt sich, dass das vermutlich nie die Intention gewesen ist. Leider sieht alles sehr nach abgekarteter Hinterzimmerpolitik aus.
Die Literaturtage sind programmatisch in den vergangenen Jahren kaum vom Fleck gekommen. Sie gehören dahin, wo Literatur programmatisch weitergebracht wird, nämlich in die Hand eines oder mehrerer Verlage oder einer verlagsnahen GmbH o. ä. Verlage sind viel besser in der Lage, Autorinnen und Autoren anzusprechen und mit ihnen zu arbeiten. Das ist einfach ihr tagtägliches Geschäft.
Aus meiner Sicht ist das auch ein Affront gegen Manfred Metzner, der vor Jahren als Leiter der Literaturtage mehr Mittel benötigte, worauf die Stadt die Literaturtage selbst weitergeführt hat – mit größerer finanzieller Ausstattung, als Metzner überhaupt angefordert hatte.
Die Art der Entscheidung ohne alle Transparenz und im Gegensatz zu dem, was jahrelang angekündigt wurde, wird Jagoda Marinić den Rückenwind nehmen, den sie bei der Heidelberger Gemengelage braucht. Dass die vom Kulturamt moderierte „AG Neukonzeption Heidelberger Literaturtage“ überhaupt nicht eingebunden war, spricht Bände. Vielleicht wäre ja ein echter Neustart, zum Beispiel eine engere Verzahnung der Literaturtage mit dem Literaturherbst, möglich gewesen. Diese Intransparenz ist für die Literaturtage jedenfalls keine gute Startvoraussetzung.
Jetzt eben eine städtische Stabsstelle. In der Kultur hat es den Anschein, dass die Stadt privater Initiative einfach nicht traut.