Ich habe die von Stable Diffusion (über Hugging Face) frei verfügbare KI-Bildgenerierung mal mit den beiden Eingangsversen meiner „Geheimschrift des Iohanan vom Aufstieg aus dem dunkelen Reich ins Licht“ gefüttert. Das Ergebnis finde ich erstaunlich und überraschend zugleich.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Professor Dr. Würzner,
mit diesem Schreiben möchten wir unsere Sorge um das zukünftige Schicksal der Heidelberger Literaturtage zum Ausdruck bringen. Da die Zeit drängt, bitten wir um Verständnis dafür, dass wir dieses Schreiben zugleich der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die jetzt gewählte Lösung, die Organisation des Festivals über eine Stabsstelle abzuwickeln, die direkt beim Kulturbürgermeister angesiedelt ist, birgt zwei Gefahren.
Die jetzt gewählte Lösung, die Organisation des Festivals über eine Stabsstelle abzuwickeln, die direkt beim Kulturbürgermeister angesiedelt ist, birgt zwei Gefahren.
Zweitens ist ein haushaltsrechtlicher Interessenskonflikt vorgezeichnet, der juristisch problematisch ist. Kultur- und Literaturpolitik einer Stadt reagiert auf Ideen und fördert Initiativen, die aus der Bürgerschaft einer Stadt an sie herangetragen wird. Anträge auf Zuschüsse konkurrieren miteinander um öffentliche Förderung. Diese Konkurrenz kann fair und sachbezogen nur dann entschieden werden, wenn nicht eine wichtige Exekutivstelle der Stadt selbst Wettbewerber ist. Andernfalls resultiert eine Wettbewerbsverzerrung. Im schlimmsten Fall würde die eine Hand der Exekutive den Budgetantrag ausfertigen und die andere die Bewilligung unterzeichnen. Die Akzeptanz der jetzt ins Auge gefassten Struktur in der vielfältigen Literaturszene Heidelbergs ist gering, ihre Legitimation fragwürdig.
Um aus der verfahrenen Situation herauszukommen, schlagen wir vor, die vorhandenen und in die aktuelle Entscheidungsfindung bislang nicht einbezogenen Gremien der ‚Arbeitsgemeinschaft Neukonzeption Heidelberger Literaturtage‘ und des ‚Künstlerischen Beirats‘ mit der Gründung eines Trägervereins zu beauftragen. Die Ausschaltung der Arbeitsgemeinschaft und des Beirats muss im Sinne einer möglichst breiten Akzeptanz der zu treffenden Entscheidung beendet werden.
Der zu gründende Trägerverein sollte die Stelle einer Intendanz für die Heidelberger Literaturtage öffentlich ausschreiben und nach sachbezogener, ausführlicher Diskussion unter den Bedingungen größtmöglicher Durchsichtigkeit besetzen. Dem jetzt entstandenen Eindruck eines exekutiven Übergriffs wird so wirksam gegengesteuert. Begrüßenswert wäre es, leitete der Kulturbürgermeister oder das Kulturamt die Organisation dieses Findungsprozesses ein. Dieser Prozess sollte autonom, strikt fachlich und ohne politische Einflussnahme vonstatten gehen. Die Literaturtage wären damit auf Dauer besser in der literarischen Szene verankert und die vorgezeichneten Interessenkonflikte behoben.
Wir bitten Sie mit Nachdruck, die aktuelle Position der Stadtverwaltung in dieser Angelegenheit noch einmal zu überdenken. Für Gespräche stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Jakob Burgi, Patrizia Hinz & Celina Klein · Mitglieder des Ping Literaturkollektivs Dr. Lothar Seidler & Veronika Haas · Literaturherbst Heidelberg Bettina Heuer · Buchhandlung WortReich Regina Keil-Sagawe & Helga Pfetsch · Sprecherinnen der Heidelberger Übersetzerinnen und Übersetzer Ulrike Kemna · Mitglied des Künstlerischen Beirats „Literaturtage Heidelberg“ Prof. Dr. Roland Reuß · Literaturwissenschaftler, Autor Henning Schönenberger (belmonte) · Co-Sprecher der Heidelberger Autorinnen und Autoren Regina Wehrle · Mattes Verlag Christian Weiß · Verleger
Mein Bruder hat kürzlich während eines Umzugs eine dreißig Jahre alte Tuschezeichnung von mir wiedergefunden.
Beim Anblick der Zeichnung kommt mir die Erinnerung wieder an Hoyerswerda, Rostock, an die Morde von Mölln, daran, wie erschrocken ich damals war und welche Angst ich hatte, dass alles wieder losgeht.
(c) belmonte 2022
Mit den NSU-Morden, mit Halle und Hanau ist die Serie leider auch nach dreißig Jahren noch immer nicht zum Ende gekommen.
Am 29. März 2022 hat die Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung Literaturstadt Heidelberg“ ihr Gesamtkonzept in einer Online-Konferenz mit rund 65 Teilnehmern vorgestellt.
Die im vergangenen Jahr angekündigten Kürzungen des städtischen Literaturetats haben gezeigt, dass in Heidelberg, der deutschlandweit einzigen UNESCO City of Literature, ein neues Bewusstsein für die herausragende Bedeutsamkeit von Literatur geschaffen werden muss: Weder die literarische Tradition der Stadt, noch ihr UNESCO-Titel dürfen „verwaltet“ und beschnitten werden. Es gilt, die immensen gesellschaftlichen und kulturellen Möglichkeiten der 2014 erfolgten Auszeichnung Heidelbergs zur UNESCO Literaturstadt neu zu entdecken und – auch im internationalen Vergleich – endlich umfassend auszugestalten.
In der Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung Literaturstadt Heidelberg“ haben sich nach dem erfolgreichen gemeinschaftlichen Protest gegen die Kürzungen der Literaturförderung (Oktober/November 2021) ehrenamtlich Autoren, Übersetzer, Verleger, Buchhändler, Veranstalter und Angehörige der Universität zusammengefunden, um mit gemeinsam entwickelten, innovativen Ideen einen konzeptuellen Neuanfang unserer Literaturstadt voranzutreiben. Damit folgte die Arbeitsgruppe dem in der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung am 18. November 2021 formulierten Antrag, ein Gesamtkonzept für die UNESCO City of Literature vorzulegen.
„Mehr Literatur wagen“ ist eine Einladung an alle Akteure, Freunde und Bürger der Literaturstadt Heidelberg, einen gemeinsamen programmatischen Neuanfang zu wagen und den Titel „UNESCO City of Literature“ vielfältig mit Leben zu füllen.
Bei allem Respekt für Jagoda Marinić, deren Arbeit und öffentliches Wirken mich sehr beeindrucken – hier ist leider eine große Chance vertan worden, die Heidelberger Literaturtage zurück in private Hand zu geben.
Über viele Jahre wurde genau diese Reprivatisierung der Literaturtage immer wieder angekündigt. Jetzt zeigt sich, dass das vermutlich nie die Intention gewesen ist. Leider sieht alles sehr nach abgekarteter Hinterzimmerpolitik aus.
Die Literaturtage sind programmatisch in den vergangenen Jahren kaum vom Fleck gekommen. Sie gehören dahin, wo Literatur programmatisch weitergebracht wird, nämlich in die Hand eines oder mehrerer Verlage oder einer verlagsnahen GmbH o. ä. Verlage sind viel besser in der Lage, Autorinnen und Autoren anzusprechen und mit ihnen zu arbeiten. Das ist einfach ihr tagtägliches Geschäft.
Aus meiner Sicht ist das auch ein Affront gegen Manfred Metzner, der vor Jahren als Leiter der Literaturtage mehr Mittel benötigte, worauf die Stadt die Literaturtage selbst weitergeführt hat – mit größerer finanzieller Ausstattung, als Metzner überhaupt angefordert hatte.
Die Art der Entscheidung ohne alle Transparenz und im Gegensatz zu dem, was jahrelang angekündigt wurde, wird Jagoda Marinić den Rückenwind nehmen, den sie bei der Heidelberger Gemengelage braucht. Dass die vom Kulturamt moderierte „AG Neukonzeption Heidelberger Literaturtage“ überhaupt nicht eingebunden war, spricht Bände. Vielleicht wäre ja ein echter Neustart, zum Beispiel eine engere Verzahnung der Literaturtage mit dem Literaturherbst, möglich gewesen. Diese Intransparenz ist für die Literaturtage jedenfalls keine gute Startvoraussetzung.
Jetzt eben eine städtische Stabsstelle. In der Kultur hat es den Anschein, dass die Stadt privater Initiative einfach nicht traut.
Letzte Woche wieder in meinem Lieblingscomicladen in Mannheim, Fantastic Store in der Tattersallstraße, zwei Minuten vom Hauptbahnhof. Haben die ganzen US-Sachen, nicht nur Marvel und DC, genauso die Independence-Verlage, Image Comics, Dark Horse, BOOM! und so weiter, auch die Hefte, die mir allerdings zu anstrengend sind, um dranzubleiben.
Fahre gerade komplett ab auf Nocterra von Scott Snyder und Tony S. Daniel, erster Band Full Throttle Dark, starkes Teil, Welt innerhalb von Minuten komplett dunkel, Leute ohne elektrisches Licht verwandeln sich in Monster, Tiere sowieso, Heldin Val Riggs fährt mit einem Truck zwischen den letzten Outposts hin und her, immer wieder kurze Rückblenden, Sachen werden klarer.
Scott Snyder begeistert mich schon seit Monaten, Audiozeug in seinem Substack-Newsletter lässt sich gut hören, hat lange für DC geschrieben, viel Batman, dann independent bei Image, sein Wytches ist heftig, extrem gutes, dreckiges Coloring von Matt Hollingsworth, zeigt, was alles drübergelegt werden kann.
Wytches und Nocterra wirds wohl bald im Streaming-TV geben, wundert mich nicht.
Comic ist für mich Mischung aus Prosaerzählung und Film, nimmt das Beste aus beiden Welten, führt es im Idealfall weiter. Erzählerische Texte können von Comics lernen, vor allem amerikanische Comics aus meiner Sicht weit fortgeschritten, professionelle Arbeitsteilung, Blendtechniken, Serialität.
Ein Wort zur aktuellen Lage Russlands und der Ukraine. Mir fällt es ehrlich gesagt schwer, mir eine robuste Meinung zu bilden. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass Russland die Ukraine wirklich angreifen wird, obwohl die Besetzung der Krim ja schon Vorlage war. Kann mir gut vorstellen, dass ein russischer Angriff auf die Ukraine ein massives Zusammenrücken Europas zur Folge hätte, an dem Russland sicherlich kein Interesse haben dürfte. Womöglich sind wir dann aber alle schon nicht mehr da.
Warum eigentlich nicht Russland selbst eine NATO-Mitgliedschaft anbieten?
Was mir nach wie vor sehr leid tut, ist die mangelnde Berichterstattung über Belarus. Über dem Land liegt seit Monaten eine bittere Glocke, vor allem aus einer Reihe von Twitter-Accounts bekomme ich noch etwas mit, was dort geschieht, zum Beispiel Hanna Liubakova.
Leute meistens, die längst außer Landes sind. Viele Stimmen in Belarus selbst längst verstummt.
Freue mich über Empfehlungen zu Kanälen und Stimmen aus Belarus, die ich nicht auf dem Radar habe. Wer sucht, findet wohl weiterhin einiges.
Haben am Wochenende den Film Don’t Look Up mit Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Meryl Streep, Cate Blanchett und noch anderen geläufigen Namen gesehen. Sehr unterhaltsam und teilweise packend, bürstet einiges gegen den Strich, exzellente Parodie über das Leugnen eines bevorstehenden Kometeneinschlags, ein Planetenkiller, der alles Leben auslöscht, eigentlich gar keine Parodie, die Vergleiche zu aktuellen Klima- und Coronaleugnern sind einfach zu gelungen.
Dabei ist der Film alles andere als einseitig. Hat mir deutlich gemacht, wie selbstgerecht auch die große Masse derjenigen ist, die den Klimawandel eben nicht leugnen. Eigentlich gehören sie ebenfalls zu den Klimaleugnern, praktische Klimaleugner, die genauso weitermachen wie bisher. Zu dieser Masse zähle wohl auch ich.
Immer wenn Heidelberg mir zu eng wird, muss ich nach Mannheim. Für mich ist Heidelberg ohnehin das Neuenheim von Mannheim, muss da immer mal raus. Japanische Küche im Osaka am Friedrichsring ist jedenfalls vorzüglich.
Jahr hat grau angefangen, regnet Katzen und Hunde, Omikron hält uns alle im Griff. Hoffe trotzdem, Ihr habt schöne Feiertage gehabt mit Euren Lieben und nicht zu viele schlechte Nachrichten.
Ich selbst war ein bisschen mit meinen Kindern schwimmen, Booster machts möglich, heftige Hurricane-Rutsche im Miramar, wer Lust hat, Eindrücke hier von irgendjemandem:
Längere Tour im Odenwald, gut gegessen, ansonsten habe ich an einer Reihe von Storylines und Plots gearbeitet, Gedanken zu digitaler Literatur gemacht. Bin nach wie vor der Meinung, dass Literatur sich erst auf halbem Weg in die digitale Welt befindet. Viele neue Streaming-Formate, die sich im vergangenen Jahr aufgetan haben, ein wenig kollaboratives Schreiben im virtuellen Raum, der echte Durchbruch aus meiner Sicht noch nicht geschehen. Comics da schon viel weiter, sind natürlich auch Literatur.
Ach ja, kürzlich erreichte mich von einem Verlag eine Publikationszusage für ein Buch, das ich im vergangenen Sommer beendet habe. Was genau, verrate ich noch nicht, kann aber sagen, es wird sehr cool.
Gab vergangenes Jahr Diskussion unter Heidelberger Autor:innen, ob die aktuelle Situation als Berufsverbot bezeichnet werden könne. Es stimmt aber einfach nicht, dass Schriftsteller:innen in Deutschland Berufsverbot haben. Sie können schreiben, gibt Verlage, die sie veröffentlichen, können Lesungen veranstalten, und wenn sie es richtig machen, haben Sie online ein viel größeres Publikum, als sie analog je hatten, mit Realtalk und allem Drum und Dran.
Und dann war ich noch im neuen Spider-Man-Film, originelle Story, verrückte Überraschungen, insgesamt aber etwas zu nostalgisch. Hat trotzdem großen Spaß gemacht.
Freue mich über Kommentare, wie Ihr den Film fandet.