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Im Vordergrund befinden sich einige Felsen und Gestrüpp. Am Horizont gibt es eine Bergkette. / Fotos: Valentino
(c) valentino 2021
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Im Vordergrund befinden sich einige Felsen und Gestrüpp. Am Horizont gibt es eine Bergkette. / Fotos: Valentino
(c) valentino 2021
(c) valentino und belmonte 2015
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Bei unserer Ankunft auf der Tromm hatte der Regen aufgehört. Serpentinen wanden sich durch die von Feldern durchsetzte Waldlandschaft. Regenwolken türmten sich auf über den Bäumen. Das milchige Licht der durchbrechenden Sonne schien auf die kahlen Kronen. Nachdem wir eine Weile gewandert waren, erreichten wir am Wegrand eine kleine Schlucht, in der moosbewachsene Felsen aufgeschichtet waren. Dort bemerkten wir ein sonderbares, gleichförmiges Schluchzen. Als wir ein Stückchen um die Felsen herum gegangen waren, entdeckten wir den alten Troll, der wimmernd auf dem feuchten Waldboden saß. Er sagte, er sei sehr traurig und es sei fürchterlich kalt, allein im Wald, seine Frau habe ihn verlassen und er wisse nicht, wie er die Pilze zubereiten sollte, die er im Wald gesammelt hatte. Wir sagten, seine Frau komme bestimmt bald wieder, vielleicht hätte sie sich im Wald verlaufen. Doch wir konnten ihn nicht trösten. Tränen rollten über das Laub und fielen in tiefe, runde Pfützen Regenwasser. Die Zeit verstrich und die Frau des Trolls blieb verschwunden. Wir trauten unseren Augen kaum, als plötzlich die Waldgeister aus dem Dickicht hervortraten und tanzten. Da fing selbst der alte Troll an zu lachen und seine Tränen wurden zu Freudentränen.(c) valentino 2014
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An dem bewaldeten Hang einer Schlucht am Ufer eines Flusses lag eine Piroge. Cecilia streifte Blätter und Äste ab, die über die Bordwände rankten und nahm das darin liegende Laub heraus, unter dem ein Paddel zum Vorschein kam. Trotz seines, von der Witterung dunklen Holzes, machte das Boot einen intakten Eindruck. So zog sie es, bis zu den Knien im Wasser stehend, durch den Morast in den Fluss, sprang mit einem Satz hinein, stieß es mit dem Paddel vom Ufer ab und lenkte es ins Fahrwasser, so dass die Strömung es flussabwärts trieb.
Im Mondschein driftete die Piroge sanft auf der Wasseroberfläche dahin. Bei Anbruch des Tages drückte aufschäumendes Wasser gegen das Boot und Cecilia hielt, als es fast quer zur Fahrtrichtung stand, mit ihrer ganzen Kraft das Paddel gegen die reißende Strömung und wendete es geradeaus. Dabei schrammte die Piroge mit dem Heck einen Felsen. Als Cecilia wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangte, bemerkte sie Wasser, das durch ein Leck im Rumpf einsickerte.
Knöcheltief standen ihre Füße im steigenden Wasser, das sie mit den bloßen Händen, die in ihren Augen wie Kinderhände aussahen, schöpfte. Als sie aufblickte, sah sie ihre jungen Eltern Iosefina und Marian. Ihre Geschwister Fabia, Grigore und Nicolaie, allesamt noch Kinder, schöpften Wasser aus der Piroge, die im nächsten Augenblick kenterte. Cecilia ging über Bord, versuchte sich an einer im Wasser treibenden Planke festzuhalten, doch ihre Kräfte ließen nach. Sie versank und der Fluss trug die Planke davon.
(c) valentino 2013
valentino
Über dem Gras auf der Lichtung hingen Nebelschwaden, die sich alsbald aufgelöst hatten. Wolken türmten sich auf. An manchen Stellen brach durch die Wolkendecke das rote Licht der Abendsonne und blendete Cecilia. Sie saß auf einer Steinbank unter dem Dach der Rotunde, das sie vor einem lang anhaltenden Regenguss geschützt hatte. Unter den Arkaden hatten Steinmetze vor langer Zeit Gesichter an den Kapitellen und Figuren an einigen Säulen eingemeißelt, die Cecilia auf dem nun brüchigen und mit Spinnweben behangenen Sandstein betrachtete.
Die Dunkelheit brach herein. Beidseitig bauten sich Wände aus Laub auf. Dazwischen lief Cecilia in die eine, nach einer jähen Biegung in die andere Richtung, wählte diese, mal jene Abzweigung und drang tiefer in den Irrgarten vor. Sie glaubte, als sie eine Weile einem stärker werdenden Geruch nach Schwefel folgte, sie gelangte an einen Ort im Labyrinth, an dem sie zuvor nicht gewesen war. An dieser Stelle ergoss sich heißes Wasser von einem Felsen in ein dampfendes Becken, aus dem sich über einen schmalen Kanal der Schlossteich speiste. Dicht über der Wasseroberfläche leuchtete ein kleines, sich im trüben Gewässer spiegelndes Licht.
Cecilia stieg die Stufen einer Treppe hinab und betrat einen gewölbten Gang. In seiner lehmigen Wand befanden sich hier und da Nischen. Es muss tief in der Nacht gewesen sein, als sie nach einem langen Irrgang in dem haushohen Gewölbe eintraf. In der Mitte des Raumes zuckte in einer erdigen Mulde ein etwa menschengroßer, weißer Leib unter einer spinnwebartigen, zähen Hülle. Cecilia lief ein Schauer über den Rücken und sie rannte erschrocken aus dem Bogenraum zurück in das Geflecht aus Gängen.
(c) valentino 2012