Die Entstehung eines Holzschnittes | 2

valentino

(c) valentino 2017

Mentale Landkarten als Schwarzlinienschnitt | 4

valentino

Inzwischen ist der nächste Druckstock soweit bearbeitet, dass bald gedruckt werden kann. Die Arbeit mit dem Material Holz ist wirklich eine Freude und aktiviert zum Zwecke des Broterwerbs vernachlässigte Gehirnareale.

(c) valentino 2017

Mentale Landkarten als Schwarzlinienschnitt

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In einem neuen Projekt versuche ich auf mein visuelles Gedächtnis zurückzugreifen, um mentale Landkarten ins Holz zu schneiden. Diese Karten referieren nicht unbedingt auf Orte, die es wirklich gibt, sondern spiegeln vielmehr Räume wider, die sich als organische Struktur in meinen Erinnerungen gebildet haben und die ich nun von dort hervorholen möchte.

(c) valentino 2017

Fortgang der Arbeit | 30

valentino

Nach dem Schneiden des Holzes erfolgt ein erster Druckvorgang. Meistens schaffe ich zehn Handabzüge in einem Arbeitsgang.

(c) valentino 2016

Fortgang der Arbeit | 29

valentino

Weiter geht’s mit der kleinen Holzschnitt-Serie griechischer Götter. Götter sind unnahbare Wesen, ausgestattet – wie die mythischen Helden – mit übersinnlichen Fähigkeiten. Es gibt aber auch eine Interaktion mit den Menschen. Das macht sie zu transzendenten Wesen, Geistwesen, Vermittler zwischen Leben und Tod. An dieser Schwelle, oder an der zwischen Traum und Wirklichkeit passieren die wirklich spannenden Dinge. In dieser Sphäre befinde ich mich auch während des künstlerischen Prozesses. Ich trete in Kontakt mit Hera, die ihre Konkurrentinnen von den Argusaugen bewachen lässt. Das verwendete Holz ist Sperrholz von der Linde.

(c) valentino 2016

Fortgang der Arbeit | 26

valentino

(c) valentino 2016

Die Entstehung eines Farbholzschnittes | 6

valentino

(c) valentino 2016

Fortgang der Arbeit | 24

valentino

Für den zweiten Druck lege ich den Druckstock möglichst genau über den ersten.

(c) valentino 2016

Fortgang der Arbeit | 22

valentino

Das spröde Holz der Fichte lässt sich nur längs der Faser schneiden. Mitunter brechen dabei große Späne heraus.

(c) valentino 2016

Fortgang der Arbeit | 19

valentino

Linde ist zwar etwas härter als Pappel, jedoch weich genug, um das Holz leicht brechen zu lassen. Zum Schneiden des Druckstocks genügen mir Geißfuß und Hohleisen. Anders als beim Linolschnitt verzichte ich auf eine Vorzeichnung und schneide gleich mit den Messern ins Holz.

(c) valentino 2016

ORTE KRIEGEN NASSE FÜSSE | TEIL 18 VON 24

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Garitas, Tijuana

Garitas, Tijuana / Foto: Valentino

DIE WAHRHEIT IST ICH TRAUE DEN KOJOTEN MEIN SPIELZEUG WAREN STEINCHEN DIE DER WÜSTE UND ICH HABE KEIN VERTRAUEN FORM EINES AUTOS HATTE WIR FERTIGTEN ZWEI ODER DREI MONATEN UND WENN BAUM UND HOLTEN UNS VON DORT EINEN ÜBERQUEREN WERDE EIN ANDERER EINFACHER RÄDERN AUS HOLZ UND IN ENCINITAS UND BÜSCHE UND BERGE GIBT UND ES SEHR EINFACH EINIGE WARTEN IN HÄUSERN ANDERE IN LEUTE ABER SIE LEBEN NICHT HIER SIE LASTWAGEN IN HÄUSERN AUS KARTON ODER AUF PAPIERE ABER SIE VERLANGEN VIEL GELD UM DEN ÜBERGANG ABZUWARTEN WENN FRANCISCO NUN MOMENTAN GIBT ES FAST EINEN FREIEN ÜBERGANG SIEHT DANN SAGEN GIBT VIELE DIE EINEN GEFÄLSCHTEN PASS SCHNAPPT UND WIEDER INS AUTO BIS NACH DEM FINGERABDRUCK DAS IST DIE ERSTE AN DIE STELLE KOMMEN AN DER SIE TAUSENDER MEXIKANER JAHRE SPÄTER EINE ÖFFNUNG DIE AUF DER AUTOBAHN WAR BEDINGUNGEN IN UNSEREM LAND ZU MUSSTE WIEDER ZURÜCKKEHREN WENN DIE JAHR NEUNZEHNHUNDERTVIERUNDSECHZIG JEDOCH SAHEN SICH VIELE AUF ROT SPRINGT ODER WENN SIE SCHON ROT VERLASSEN HATTEN VERANLASST WEITERHIN DORT VORBEIKOMMEN WENN SIE GRÜN IST VOR ALLEM IN DER FELDARBEIT DAS VERURSACHTE LAUFE DER JAHRE HAT SICH DIE MIGRATION VERLIESSEN ABER AUCH WEGEN DER ZUNÄCHST WAREN SIE LÄNDLICHER HERKUNFT ÄNDERN BEGANNEN ES GIBT EINE ZEIT IN FRÜHEN NEUNZIGER JAHREN HAT SICH DIE MEXIKANISCHEN WIRTSCHAFTSWUNDERS GEWANDELT ACHTUNDZWANZIG PROZENT DER BEVÖLERUNG IN WIRTSCHAFTLICHE STABILITÄT GAB ES GIBT KEINE TATSACHE IST DASS SICH DAS PROFIL DES EINE WICHTIGE VERÄNDERUNG UND DIE LANDWIRTE SONDERN AUCH VIELE MENSCHEN STAGNIERT ES GIBT EINE WIRTSCHAFTSKRISE DAS BILD DAS WIR IN DER VERGANGENHEIT HAT ETWAS MIT DEN WIRTSCHAFTSZYKLEN JETZT KOMMEN FRAUEN KINDER SOGAR KRISENZEITEN NATÜRLICH UND MIT DER STAATEN EINWANDERN ABER ICH MÖCHTE DARAUF GINGEN BARFUSS DIE GANZE KLASSE WAR BRACERO NEUNZEHNHUNDERTVIERUNDSECHZIG ENDETE HAT DIE LANGSAM EIN PAAR WORTE SPANISCH GELERNT ERSTELLT UM DIE GRENZE ZU ICH WÄHREND MEINER KINDHEIT VERBRACHT EINRICHTETE MIT DEM ZWECK DEN BEZIEHUNG MIT DER AUSSENWELT SOBALD DAS PROGRAMM BRACERO BEENDET WAR
Avenida Constitución / Díaz Mirón, Zona Centro, Tijuana

Avenida Constitución / Díaz Mirón, Zona Centro, Tijuana / Foto: Valentino

(c) valentino 2015

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Der weite Weg in die Freiheit – B. Travens Caoba-Zyklus – eine Gesamtbetrachtung

valentino

Südmexiko, um das Jahr 1910. Die indigene Bevölkerung ist entrechtet und unterdrückt. Als Knechte dienen sie ihren Herren, als Schuldknechte fällen sie Caoba, amerikanisches Mahagoni – in Lagern im Dschungel unter Aufsicht sadistischer Wächter. Das Holz wird in die Industrienationen der Welt exportiert. Die Entrechteten begehren auf, befreien sich, bilden eine Revolutionsarmee und stürzen das Regime des Diktators „El Caudillo“. Davon handelt, grob erzählt, der sechsteilige Romanzyklus, der zuerst in den 30er Jahren erschien.

Angeregt durch die Lektüre von „Die Rebellion der Gehenkten“ – das wohl bekannteste Buch des Zyklus – erwarb ich nach und nach die restlichen Bände antiquarisch und las den Zyklus in umgekehrter Reihenfolge. Das machte aber nichts – die einzelnen Bände sind jeweils abgeschlossen komponiert. Zusammen bilden sie ein durchaus episches Werk, von dem man sprachlich allerdings nicht zu viel erwarten sollte.

Nicht alle Textpassagen sind eingängig zu lesen. Im dritten Buch „Der Marsch ins Reich der Caoba“ zum Beispiel braucht man eine Weile, um der Handlung folgen zu können. Die erste Hälfte ist verschachtelt, Geschichten und Sequenzen, die vor der Haupthandlung spielen, wirken eingeschoben und sind nicht wirklich zu einem einheitlichen Text verwoben. In der zweiten Hälfte jedoch fließen alle Seitenarme in den großen Fluss: In „Trozas“ schließlich taucht der Leser ein in die Welt der Holzfäller – die stimmungsvollste und eingängigste der Erzählungen.

B. Travens Caoba-Zyklus

B. Travens Caoba-Zyklus / Foto: Valentino

Entwicklungsroman ist anders. Travens Figuren handeln als Teile eines perfiden Systems, das sie selbst nicht durchschauen. Die Werber, Treiber und Aufseher sind auf ihren Profit aus, die Indianer wollen unabhängig sein. Die Lebenswirklichkeit ist jedoch hart – es geht ums Überleben –, da bleibt keine Zeit, sich persönlich zu entwickeln. Die Hauptfiguren stehen exemplarisch für den Typus ihrer jeweiligen Gruppe: Andres als Fuhrknecht in „Carreta“, Vicente als Ochsentreiber in „Trozas“, Celso und Candido als Holzfäller in „Marsch“ beziehungsweise „Rebellion“ – jeder ist in seiner Lage gefangen.

Um sich zu befreien, sagt Traven, sollen sich die Unterdrückten in einer Gruppe zusammenschließen. Nur so könnten sie ihre Interessen, Erde und Freiheit, durchsetzen. Wie weit jedoch der Weg zur Freiheit sein kann, das zeigt eine Szene im letzten Teil: Einige Rebellen werfen Gemälde und ein Klavier zusammen mit Möbeln als Brennholz ins Feuer, weil sie niemals den Umgang mit Kunst und Kultur gelernt haben („Ein General kommt aus dem Dschungel“ 1983: 69). Nach Traven sei die Freiheit des Arbeiters gegenüber der Gefangenschaft des Leibeigenen keine wahre Freiheit, solange der Arbeiter nichts mit ihr anfangen kann, sprich: wenn er unorganisiert – oder eben ungebildet bleibt.

Travens Sprache ist prosaisch, unverstellt. Einerseits trifft sie den derben Umgangston der Proletarier. Das gibt dem Leser das Gefühl, nah an dem Geschehen dran zu sein. Andererseits wahrt der Autor als nüchterner Beobachter der gesellschaftlichen Zusammenhänge die Distanz. Bei allem Lokalkolorit schildert er die Handlung so, als könne sie sich in ähnlicher Form jederzeit und überall auf der Welt abspielen: Ob moderne Sklaverei, Kinderarbeit, Zwangsprostitution – Zwangsarbeit gibt es weltweit noch immer. In dieser Hinsicht lesen sich die Romane zeitlos.

In allen Teilen, besonders aber ab der zweiten Hälfte des Zyklus (also in den letzten drei Bänden), setzt Traven als Stilmittel die Parodie ein – nicht zuletzt ein Grund dafür, dass diese Literatur eine Perle ist. Wer Abenteuerromane mit einer differenzierten, zuweilen spöttischen Gesellschafts- und Zivilisationskritik mag, ist mit dem Caoba-Zyklus sowieso bestens bedient.

All jenen, die an der Identität des Schriftstellers B. Traven interessiert sind, sei abschließend Jan-Christoph Hauschilds Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen empfohlen.

(c) valentino 2014

Caoba-Zyklus:
Die Carreta
Regierung
Der Marsch ins Reich der Caoba
Trozas
Die Rebellion der Gehenkten
Ein General kommt aus dem Dschungel

Fortgang der Arbeit | 3

valentino

Holzschnitt

Holzschnitt / Foto: Valentino

Sperrholz ist mit Linoleum kaum vergleichbar und eignet sich eher für das Grobe. Das Holz, hier Pappel, lässt sich nur längs der Faser schneiden und es bricht sehr leicht. Im Großen und Ganzen geht man jedoch in derselben Weise vor wie beim Linolschnitt und benutzt auch dieselben Werkzeuge.

(c) valentino 2012

Unterwegs im Lande des Vlad Țepeș | Achter Teil

valentino

Iosefina, Grigore und Fabia vor dem Neubau

Illustration: Valentino

Trübes Wetter, nebelverhangene Berge und zusehends kultivierte Dörfer prägten die Landschaft. In Mureșenii Bârgăului, einem kleinen Bergdorf, verhinderte Platzregen unsere Weiterfahrt. Einen Unterstand bot der Rohbau eines Hauses auf der anderen Seite der Straße. Eine Frau rief und winkte zu uns herüber, wir sollten unsere Räder in der Scheune abstellen. Kurz darauf saßen wir in der gemütlichen, trockenen Stube der Javeleas bei einigen Gläsern Țuică. Mutter Iosefina, Vater Marian, Tochter Fabia und die Söhne Grigore und Nicolaie hatten viel Zeit damit verbracht, die Zimmer mit selbstgestickten Tischdecken, gewebten Teppichen und handgefertigten Vorhängen zu schmücken.

Auf der anderen Seite des Hofes lag in einer Kammer die Destille, bestehend aus zwei großen Kupferbehältern, die an ihren Oberseiten durch ein spiralförmiges Rohr verbunden waren. In einem Behälter, erklärte uns Marian, erhitzte er überreife Pflaumen und rührte diese zu einer Flüssigkeit. Durch das Rohr stiegen die alkoholischen Dämpfe in den anderen Behälter, in dem sie sich wieder verflüssigten und durch Beimischung von Wasser Țuică ergaben. Es regnete noch immer, und weil die Familie vorschlug, wir sollten bei ihnen übernachten, nahmen wir auf ein Weiteres die Gastfreundschaft der Javeleas an. Zwar wollten wir beim Bau des nebenan stehenden Hauses helfen, jedoch überredete uns Iosefina auszuruhen.

Wir gingen mit Fabia durch das Dorf und kauften bei anderen Dorfbewohnern einige Lebensmittel ein. Bei unserer Rückkehr waren die Söhne weiter vorangekommen mit dem Bau des Hauses, für den sie Holz aus dem nahegelegenen Wald geholt hatten. Inzwischen war aus Cluj Narcisa, eine Freundin der Javeleas, eingetroffen, die Deutsch sprach. Beim Abendessen, das aus Mămăligă, rumänischem Maisbrei mit Schmand, Kartoffeln, Bohnensuppe und Brot bestand, erzählte sie uns von dem tragischen Ereignis, das sich in der Familie Javelea zugetragen hatte.

(c) valentino 2012

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