Unterwegs zu Cecilia | 14. Teil

valentino

Illustration: Valentino

Ich wachte leicht benommen auf. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war. Die kühle Brise des Ventilators streifte mein Gesicht. In einer Ecke an der Zimmerdecke bemerkte ich einen handtellergroßen dunklen Fleck. Ich setzte mich auf die Bettkante. Nach einer Weile stand ich auf und öffnete das Fenster zum Hof. Draußen stand die Luft.

Auf dem Weg zur Dusche durchquerte ich den Flur. Auf den Türen standen Nummern in abgeblätterter Farbe. Eine Glühbirne flackerte in kaltem Licht in ihrer Fassung an der Decke. Durchs offene Fenster am Ende des Flurs drang Lärm von der Straße herein. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, stieg ich die Treppe hinab ins Foyer. Juan, der Hotelier, begrüßte mich an der Rezeption. Ich fragte ihn, ob er mir für meine Rückkehr ein Zimmer reservieren könne.

»Kannst die Neun behalten«, erklärte er, woraufhin ich ihn fragte: »Wie viel schulde ich dir?«
Er schlug ein speckiges Notizbuch auf und blätterte darin herum.
»Acht Dollar und neunzig Cents«, las er, »für die Gamba-Pizza, fünf achtzig fürs Frühstück, sechzehn fürs Einzelzimmer. Macht alles in allem dreißig Dollar und siebzig Cents.«
»Und was ist mit meinem Küchendienst?«
»Verdammt! Abzüglich Lohn für vier Stunden.«
»Viereinhalb«, korrigierte ich ihn.
»Meinetwegen«, stimmte er trocken zu. Er kritzelte mit dem Bleistift im Notizbuch: »Bleiben acht Dollar und zwanzig Cents.«
»Wenn du bezahlt hast«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, »kriegst du deine Armbanduhr wieder.«
Er wolle sich nämlich neue Stiefel kaufen, erklärte er, deswegen habe er sich gestern im Schuhgeschäft ein schönes Paar ausgesucht.

(c) valentino 2022

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Unterwegs zu Cecilia | Zehnter Teil

valentino

Illustration: Valentino

Nach meiner Rückkehr ins Hotelzimmer nahm ich Seife und Handtuch. Ich betrat den Flur und passierte die Türen der anderen Zimmer. Die Dusche befand sich am Ende des Flurs. Beim Öffnen der Tür stieg mir eine Wolke Wasserdampf entgegen. Im Raum befanden sich hinter weiteren Türen mehrere Duschen.

Nachdem ich vergeblich versucht hatte, Geld bei den Banken in der Stadt abzuheben, wollte ich am nächsten Morgen über die Grenze, um es bei einer Bank in San Diego zu versuchen. Ich hatte im Restaurant Rome’s unten an der Ecke anschreiben lassen. An den Wänden des Speiseraums hingen viele Bilder mit Straßenszenen. Ein Bild zeigte den Besitzer des Restaurants, zugleich der Hotelier des Montebello, in der Küche. Ich hatte dem Kellner versprochen, am nächsten Abend wiederzukommen, um die Rechnung zu bezahlen.

Ein Geräusch weckte mich in der Nacht. Ich stieg die Treppe hinab, um nachzusehen. Im Foyer saß, mir den Rücken zugewandt, der Hotelier. Die Lampe auf dem Tisch warf ihr mattes Licht auf seine Hände, die rhythmisch einen Stapel Karten mischten. Nachdem ich die Treppe wieder hinaufgestiegen und in mein Zimmer zurückgegangen war, legte ich mich wieder ins Bett und schlief prompt ein.

(c) valentino 2021

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | sechzehnter gesang | 445 bis 448

belmonte

sechzehnter gesang

445 wer fragt hier wen und bin ich nicht der du bist
ich bin im anderen und in dir mein eigen
so hat sich mein dasein im dirsein vollendet
aus dem ersten licht das du nie mehr vergisst

446 das ist der schlussstein den wollte ich dir zeigen
das eine licht das von überall aus sendet
jetzt sehe ich eine liebe deren schüchterner
blick mich trifft vor îr werde ich mich verneigen

447 und dieser erste blick der dich nichmer blendet
das ist der eine selbe der alle lichter
bindet davon erzählen die alten dichter
aus denen sich diese geschichte vollendet

448 und dein eigener blick entzünde die lichter
und deine heimkehr sei heimkehr aller lichter
die einmal tranken aus dem ewigen kellich
steigen auf aus dem dunkelen reich ins licht

(c) belmonte 2018

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Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | Elfter Teil

valentino

Illustration: Valentino

Ein lauer Wind fachte ein Feuer an, das in einer sternenklaren Nacht auf einem zentralen Platz brannte. Der Mond warf ein fahles Licht auf Cecilia. Sie hockte neben dem Feuer auf dem Boden. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken an einen Holzpfahl gebunden. Grillen zirpten. Es roch nach verbrannter Holzkohle. Cecilias Handgelenke rieben sich am spröden Seil wund, mit dem sie gefesselt war. Sie beobachtete die züngelnden Flammen und sprühenden Funken.

Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie als Kind mit ihrer Familie von zu Hause geflohen war. Eine riesige Aschewolke stieg aus dem Krater des Vulkans hinter den Bergen auf. Zwischen den Berghängen lag im Ascheregen das Dorf, in dem Cecilia aufgewachsen war. Im Durcheinander der Flucht hatte sie ihre Eltern und Geschwister verloren. Die Hitze brannte auf ihrer Haut. Barfuß lief sie entlang eines baumbestandenen schroffen Berghangs über aschebedeckte felsige Wege ins Tal. Auf einmal glitt sie auf dem Fels aus, stürzte und spürte einen stechenden Schmerz im rechten Knöchel. Blut floss über ihren Fuß und vermischte sich mit Erde.

Auf der anderen Seite des Platzes stiegen die Stufen einer Steintreppe steil zum Himmel hinauf. Über dem oberen Absatz überragte auf einer Plattform ein Dachkamm das Kraggewölbe. Darunter befand sich ein Durchlass in der Mauer des Tempelgebäudes. Cecilia spürte einen Windstoß. Das Seil schnitt in ihre Handgelenke. Sie bewegte ihre Hände und klammen Finger. Dann lehnte sie ihren Hinterkopf an den Pfahl und las den aufsteigenden Rauch.

(c) valentino 2017

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | zwölfter gesang | 309 bis 312

belmonte

zwölfter gesang

309 wer aber das gesehen hatte erkannte
die materie als den schatten in dem
sich das erste licht gespiegelt und die sieben
mächte waren so von dem spiegel gebannt

310 und von dem lichtbild das sie darin gesehen
dass sie über seinem schimmer erstarrt blieben
und auch das bild in materie erstarrte
darum wars um das starrende bild geschehen

311 die sieben mächte nahmen sich aus der trüben
materie und machten daraus den harten
stoff nach dem vorbild des ersten menschen das
zum grund des schattenmeeres hinabgetrieben

312 das war adam aber die mächte verscharrten
în im unwissen denn jaldabaoth hasste
în von beginn an und lachte über seine
ignoranz und versetzte în in den garten

der welt …

(c) belmonte 2016

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Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | Sechster Teil

valentino

Illustration: Valentino

Illustration: Valentino

Es war kalt und dunkel auf Huehues Busbahnhof. Eine Familie lag frühmorgens unter Decken vor dem kleinen Büro des Busunternehmens auf dem Bussteig. Daneben schlief zugedeckt eine Frau auf einem Stuhl neben einem Verkaufsstand. Ein Mann stieg auf die Stoßstange eines alten Busses, öffnete die Motorhaube und goss den Inhalt eines Kanisters in den Tank. Unterdessen erschien ein anderer Mann mit abgetragenem Hut.

Der Fahrer stieg in den Bus und zündete den Motor. Zwei Glühbirnen erleuchteten das Zielschild. Ein Scheibenwischer wischte über die Windschutzscheibe. Der Motor stotterte und sprang an. Der Mann mit Hut ging zum Laden und reichte der Verkäuferin, die gerade aufgewacht war, einen Fünfzig-Centavo-Schein. Die Frau nahm den Geldschein, öffnete einen Kühlschrank, holte eine Flasche heraus und gab sie dem Mann. Dann setzte sie sich wieder auf den Stuhl und warf sich die Decke über. Ein zweiter Hutträger gesellte sich zum ersten. Beide begannen ein Gespräch in einer mir unverständlichen Sprache.

Das Licht im Bus ging an. Die beiden Männer stiegen ein. Auch ich stieg ein und nahm Platz. Es folgte eine Gruppe Touristen, die kurz darauf allerdings wieder ausstieg, um einen anderen Bus zu nehmen. Dieser sollte ebenfalls nach Todos Santos fahren, würde jedoch für dieselbe Strecke weniger Zeit benötigen. So hatte es ihnen jedenfalls ein Mitarbeiter des anderen Busunternehmens gesagt. Durch das Fenster konnte ich im Halbdunkel sehen, wie die Gruppe eilig auf den abfahrenden, vermeintlich schnelleren Bus aufsprang. Kurz darauf, als der Motor warmgelaufen war, startete auch mein Bus.

(c) valentino 2016

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | zehnte kanzone | 1

belmonte

zehnte kanzone

1

ist die süsze mir vergeben
wann nur einmal noch zu haben
war ich vor mir und um dich her
als wir in dunkel umgaben

schau mich um dein angesichten
stellst du mich in deiner lichten
wo bin ich hin | wollte ich ja
wo bin ich nur | wo ich noch immer war

(Kontrafaktur auf Ar respla flors enversa von Raimbaut d’Aurenga)

(c) belmonte 2016

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | siebter gesang | 169 bis 172

belmonte

siebter gesang

169 im anfang war das licht und licht war in allem
und alles war licht dasselbe war im anfang
alles so hätte es immer weitergehen
können wo nie etwas ging wanns nicht gefallen

170 wäre wärs doch für immer geblieben wanns
kein immer gab und niemanden es zu sehen
da war alles licht und das licht war im licht
welches noch kein außerhalb des lichtes kannte

171 allein das licht konnte nichmer widerstehen
und trat aus sich heraus und erkannte sich
aus diesem sich erkennen formte sich aber
der gedanke des lichtes und sein geschehen

172 war das erste denken was eben noch glich
dachte sich nun selbst und durchtrennte den nabel
trennte sich von sich selbst und trat in erscheinung
als erste der offenbarung aus dem licht

(c) belmonte 2014

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Unterwegs im Lande des Vlad Țepeș | Elfter Teil

valentino

Verlies

Illustration: Valentino

Wasser tropfte in eine Lache, die sich in einer Ecke des Verlieses gebildet hatte. Durch einen Schacht fiel ein Lichtkegel, der auf die Wasseroberfläche sich ständig verändernde Muster zeichnete. Cecilia hockte auf dem klammen Steinboden. Über ihr wölbte sich eine kohlenähnliche, verkrustete Decke, durch die es hin und wieder dumpf schnarrte. Es roch modrig. Ihr Fußgelenk rieb sich wund an einer eisernen Fessel, die sie an eine Wand aus hartem Lehm band. Die Knie vor dem Körper lauschte sie dem gleichmäßigen Tropfen.

Sie erinnerte sich an den Tag im Sommer, an dem sie im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf die Idee gekommen war zu schwimmen. Entlang des Ufers bildeten Laubbäume einen dichten Saum. Die Kinder des Dorfes johlten, wateten durch das Schilf oder sprangen von der Uferböschung aus ins Wasser. Über der glatten Oberfläche des Sees stand die Luft still. Cecilia tauchte ins Wasser, presste es mit den Armen beiseite und schluckte einen Schwall bei dem Versuch, Luft zu holen. Sie hustete, heftete ihren Blick auf die Wolken am Himmel, bevor sie abermals untertauchte und für einen Augenblick das Bewusstsein verlor.

Steil stiegen die grob in die felsige Wand des Gewölbes gehauenen Stufen der Steintreppe empor. Der obere Absatz mündete in einen Durchbruch. Cecilia spürte einen Luftzug auf der Haut. Metallisch, bleiern haftete das Eisen auf dem abgeschürften Knöchel. Sie kauerte auf der schroffen Erde, eingehüllt in Leinen, das an einigen Stellen abgerieben und zerrissen war, neigte ihren Körper vornüber und las in den Figuren, die das Licht auf das Wasser warf.

(c) valentino 2013

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Unterwegs im Lande des Vlad Țepeș | Zehnter Teil

valentino

Lichtung

Illustration: Valentino

Über dem Gras auf der Lichtung hingen Nebelschwaden, die sich alsbald aufgelöst hatten. Wolken türmten sich auf. An manchen Stellen brach durch die Wolkendecke das rote Licht der Abendsonne und blendete Cecilia. Sie saß auf einer Steinbank unter dem Dach der Rotunde, das sie vor einem lang anhaltenden Regenguss geschützt hatte. Unter den Arkaden hatten Steinmetze vor langer Zeit Gesichter an den Kapitellen und Figuren an einigen Säulen eingemeißelt, die Cecilia auf dem nun brüchigen und mit Spinnweben behangenen Sandstein betrachtete.

Die Dunkelheit brach herein. Beidseitig bauten sich Wände aus Laub auf. Dazwischen lief Cecilia in die eine, nach einer jähen Biegung in die andere Richtung, wählte diese, mal jene Abzweigung und drang tiefer in den Irrgarten vor. Sie glaubte, als sie eine Weile einem stärker werdenden Geruch nach Schwefel folgte, sie gelangte an einen Ort im Labyrinth, an dem sie zuvor nicht gewesen war. An dieser Stelle ergoss sich heißes Wasser von einem Felsen in ein dampfendes Becken, aus dem sich über einen schmalen Kanal der Schlossteich speiste. Dicht über der Wasseroberfläche leuchtete ein kleines, sich im trüben Gewässer spiegelndes Licht.

Cecilia stieg die Stufen einer Treppe hinab und betrat einen gewölbten Gang. In seiner lehmigen Wand befanden sich hier und da Nischen. Es muss tief in der Nacht gewesen sein, als sie nach einem langen Irrgang in dem haushohen Gewölbe eintraf. In der Mitte des Raumes zuckte in einer erdigen Mulde ein etwa menschengroßer, weißer Leib unter einer spinnwebartigen, zähen Hülle. Cecilia lief ein Schauer über den Rücken und sie rannte erschrocken aus dem Bogenraum zurück in das Geflecht aus Gängen.

(c) valentino 2012

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | vierter gesang | werkstatt | 1

belmonte

vierter gesang

werkstatt

1

im anfang war licht
und licht war in allem
und alles war licht
welches war im anfang alles

und so hätte immer weitergehen können
wo nichts weiterging
und wäre für immer
wo kein immer war
so geblieben

wann aber kein bleiben war
war alles licht
und licht war im licht
wann es kein außerhalb des lichtes gab

dann aber trat das licht aus sich heraus und erkannte sich selbst
und aus diesem geist formte sich der gedanke des lichts
das war der erste gedanke
und das licht dachte sich selbst und trennte sich in seinem denken von sich selbst und trat in erscheinung
das war die erste offenbarung aus dem licht
und in der erscheinung des lichts glänzte das licht
und der glanz war die erste mutter
die aus dem licht in erscheinung trat
und sie war das erste bild des lichts
von dem es vorher kein bild gab
was unsichtbar war
hatte jetzt im glanz ein bild
und die erste mutter war sein denken

(c) belmonte 2012

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | dritte kanzone | 2

belmonte

dritte kanzone

2

wer könnte mir dieses bild bewahrn
das zu mir kam als auf mein anvertraun
als ich in tiefer geiste arm
war mir so schöner blick darauf zu baun
welch bild ich vorher nie gekannt
verfolgte ich auf langer spur
und wurde mir zum aufruhr
wanns hin und her und auf ging meine hand
mir unter diesen augen warm
sang ich ein lied das ich jetzt wieder singe
und sah an schönheit dahin aufzuschaun
zum licht aus dunklin aufging

(c) belmonte 2012

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | zweiter gesang | 33 bis 36

belmonte

zweiter gesang

33 aus dunkelheit aber wurde licht geholt
wenn auch kein gleiches hellwerden ausgetan
als dunkelheit sich gegen das licht gestemmt
hat licht in dunkel dunkelheit licht gestohlen

34 in allem überschwang der äonen waren
die ränder in leuchten aber in der fremden
schleierhaften tiefe merkte ich ein kriechen
und schwirren vor meinen augen aufgetan

35 etlicher sphärin sah ich die ungehemmten
geister der toten flüchtige sêlen wichen
mir nicht von der seite um an mir zu nagen
aber sie waren nur wie der wind und stimmten

36 den lufthauch an der über mein gesicht strich
ich sah sêlen die in baumstämmen geschlagen
auf dem boden da lagen und darauf warteten
in flammen aufzugehn darin zu zerbrechen

(c) belmonte 2012

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | zweiter gesang | 29 bis 32

belmonte

zweiter gesang

29 vom aufstieg aus dem dunkelen reich zu singen
den schwärzeren feuern ausgelöschter stunden
vom anfüllen mit licht das war kein gerader
weg aufwärts durch die sphären die aber hingen

30 eine schräge durch die andere gewunden
unter und über sind die gänge geraten
zwischen allen äonen die ich gesehen
die nicht vertikal durchquert und keinen grund

31 haben sondern in runden sich überladen
darüber wird ein kreis sich nach oben drehen
und noch ein kreis nach unten laufen wer wollte
das aufzeichnen hielte in händen den faden

32 und ein äon wird sich krümmend daraufziehen
und sich andererseits abkrümmen wer sollte
darin die geometrie erkennen wann
ein äon über und eben unter schien

(c) belmonte 2012

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | erster gesang | 17 bis 20

belmonte

erster gesang

17 jäh beginnt da die kahle erde zu beben
über mir tun sich die himmel auf ich bin
von angst und zittern erfasst und falle nieder
in das licht der da jetzt steht gibt mir mein leben

18 wieder und spricht ich bin der vor anbeginn
schon da war niemals war ich von dir geschieden
ich bin durch den alles seiende ist ohne
mich ist nichts das war oder wird aus mir sind

19 die sichtbaren und die unsichtbaren glieder
erhebe dich dass lehre vom gottessohn
und erkenntnis dir werde von einer anderen
zeiten ewigkeit in der das licht nicht wider

20 im schatten sich spiegelt der weisheit zu hœhnen
viel hast du gelernt und warst doch außer stande
den ganzen menschen zu sehen und den tiefen
gang durch das dunkle reich wo die sêlen stöhnen

(c) belmonte 2011

© valentino 2011

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | erster gesang | 9 bis 12

belmonte

erster gesang

9 also rief mir der dunkelpriester vom großen
tempelbogen aus zu und grinste verbissen
ich barg mir die augen unter meinen händen
und rief aus enger sichten kreise umschlossen

10 von dem ort aus dem mein lehrer fortgerissen
ist îm rückkehr dort wo kein anfang und ende
woher er einst gekommen alle gewundenen
äonen über und über zu durchmessen

11 er kam dieser welt in dunkelheit zu blenden
jene die leuchteten hat er aufgefunden
und zu sich geholt in das ewige licht
du arimanius kannst es drehen und wenden

12 mein lehrer aber ist ohne mich verschwunden
gegangen ist er von hier und ließ nur mich
zurück indessen haben die gräber schon
dämonen und schattengeister ausgebunden

(c) belmonte 2011

© valentino 2011

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geheimschrift des iohanan vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht | erster gesang | 1 bis 4

belmonte

erster gesang

1 diese ist die geheimschrift des iohanan
vom aufstieg aus dem dunkelen reich ins licht
verborgene worte wer sie je gehört
gesang der nicht gefunden wurde im sand

2 dies ist das buch aus dem verlorenes spricht
wiedergefundenes durch die himmel fährt
aus blauen flammen die in die höhe schlugen
blauernes feuer wanns aus der erde bricht

3 aus zeiten engel über den göttern währten
götter sich aus den steinen der götzen trugen
und füchse und biber mit den menschen sprachen
feuervögel îrer flügel himmel kehrten

4 meer aus flüssen stieg über meere wogen
gebirge sich erhoben aus heißer rachen
und schlangen aus denen sieben köpfe fuhren
tage und nächte um nacht und tag betrogen

(c) belmonte 2011

© valentino 2011

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