Unterwegs zu Cecilia | Zwölfter Teil

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Illustration: Valentino

Obwohl ich nach einigen Tagen noch nicht erholt war, machte ich mich auf den Weg. Der Bus fuhr aus Huehue ab. Bei meiner Einreise nach Mexiko bekam ich ein Papier, aus dem hervorging, ich solle als Tourist eine Gebühr von neunzig Peso an die Tourismusbehörde bei der nächsten Bank zahlen.

Wenn ich gewusst hätte, welche Konsequenzen der Verlust des Papiers bei meiner Ausreise aus Mexiko haben würde, hätte ich es nicht weggeworfen. Es war nicht so, dass ich es damals satt gehabt hätte, bei jeder Gelegenheit kleine Beträge zu zahlen, vielmehr ging es mir um den symbolischen Akt: Das Wegwerfen des Papiers hatte mich von einer ideellen Last befreit, die ich mein bisheriges Leben mit mir herumgetragen hatte.

Bevor sich das Delirium fortan wie ein Schleier über meinen Geist legte, fühlte ich mich fernab von zu Hause für eine kurze Zeit von der Vergangenheit befreit. Nach meiner Ankunft in Mexiko-Stadt fuhr ich mit der Metro zum Busbahnhof des Nordens, setzte mich in der Wartehalle des Terminals auf einen roten Plastikstuhl und wartete auf meinen Bus nach Tijuana.

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Die Entstehung eines Holzschnittes

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(c) valentino 2017

Mentale Landkarten als Schwarzlinienschnitt | 3

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Im letzten Schritt erfolgt der Druck auf das Papier. Am besten lässt man in etwa zwei Drittel der Fläche als Stege, Grate und Inseln stehen, um ein gutes Druckergebnis zu erzielen.

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Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | Zwölfter Teil

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Illustration: Valentino

Pakal beobachtete den aufgehenden Morgenstern von seinem Palast aus. Er fragte sich, wie oft er ihn noch sehen würde, wie viele Opfer er dem Federschlange-Gott noch darbringen müsse. Er war der legitime Herrscher über sein Volk. In einem einzigartigen Ritual hatte er sich eine Dornenschnur durch die Zunge gezogen: Das Blut tränkte Papierstreifen in einem Korb. Der Priester hatte anschließend das Papier zusammen mit Kopalharz verbrannt. Nachdem die Götter den aufsteigenden Rauch eingeatmet hatten, wurde Pakals Urahn aus der Unterwelt aus dem Rachen der Federschlange heraufbeschworen.

Wie sollte Pakal über die erlittene Schmach hinwegkommen, als man seinen Sohn, den Thronfolger, entführt und geopfert hatte? Er blickte von der Plattform des Palasts hinüber zu den beiden Pinien am anderen Ende des Platzes. Dort stand der Holzpfahl, an den er die Frau hatte fesseln lassen. Er hatte sie auf seinem letzten Raubzug zusammen mit sechs Adligen gefangen genommen. Kurz darauf hatte der Jaguarpriester ihm das Bohnenorakel gelegt, das ihm den nahen Tod durch Krankheit verhieß. Der Herrscher stieg die Treppe hinab. Die ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne schienen am Horizont über die Baumwipfel.

Narcisa rückte mit ihrem Stuhl näher an den Holztisch. Sie hatte beim Erzählen das Essen vergessen. Es lag noch auf dem Teller. Die Nacht war hereingebrochen. Die Kälte kroch von draußen durch die Türritzen ins Adobe-Haus. Emiliana saß in einer Ecke des Hauses und briet Tortillas auf der Steinplatte über dem Holzofen. Paulina hatte gerade Eladio zu Bett gebracht, als die älteren Kinder unbedingt noch weiter zuhören wollten. Narcisa wickelte einen noch warmen Tamal aus den Maisblättern und zerteilte ihn.

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Von Ziegen, Schlangen und Tintenfischen – Bericht über den Linolschnitt-Workshop für Kinder

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Die originellen, hervorragenden Ergebnisse des Workshops „Linolschnitt und -druck“ lassen das Herz höher schlagen. Sie sind es allemal wert, in diesem Beitrag gezeigt zu werden. Der Workshop fand am ersten Dezemberwochenende (2. bis 4.) im Rahmen des Autorentreffens auf der Tromm statt und richtete sich ursprünglich an Kinder – was jedoch einige Erwachsene nicht davon abhielt mitzumachen.

Präsentation der Ergebnisse

Präsentation der Ergebnisse / Foto: Fichte

Die Teilnehmer/innen gingen hoch motiviert und mit großem Tatendrang ans Werk. Die individuellen Herangehensweisen waren bemerkenswert. Dabei gingen die Kinder noch unverstellter, unbedarfter als die Erwachsenen vor: Da wird dann auch mal mit Filzstiften in den noch nassen Druck hinein gemalt – eine gute Idee.

An Material standen uns Linoleum, Bleistifte, Messer, Walzen, Farbe auf Wasserbasis und Papier zur Verfügung. Zunächst haben wir unsere Motive mit dem Bleistift auf den Druckstock übertragen. Natürlich braucht es etwas Geduld und ein gewisses handwerkliches Geschick, um die Konturen und die Formen in die glatte Oberfläche der Platte zu schneiden. Um das Linoleum weicher zu machen, legten wir es kurz auf die Heizung. Danach ließ es sich leichter gestalten.

Nach getaner Arbeit

Nach getaner Arbeit / Foto: Fichte

Schließlich haben wir mit den Walzen die Farbe aufgetragen und mit den eingefärbten Druckstöcken das Papier bedruckt. Es ist schön zu sehen, dass diese spannende Technik Kinder und Erwachsene begeistert. Vielleicht hat ja die eine oder der andere Lust bekommen, weiter mit dem Medium zu arbeiten oder in Zukunft die bisher erworbenen Kenntnisse aufzugreifen. Herzlichen Dank allen Mitwirkenden für die Inspiration!

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Merken

Fortgang der Arbeit | 31

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Im letzten Schritt folgt der Druck in einer dunkleren Farbe.

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Fortgang der Arbeit | 30

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Nach dem Schneiden des Holzes erfolgt ein erster Druckvorgang. Meistens schaffe ich zehn Handabzüge in einem Arbeitsgang.

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Fortgang der Arbeit | 27

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Fortgang der Arbeit | 20

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Die rot eingefärbten erhabenen Teile des Druckstocks hinterlassen ein entsprechendes Muster auf dem Papier. Dann wird der reliefartige hölzerne Druckstock wieder mit den Messern bearbeitet. Das Ergebnis ist die verlorene Platte.

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Fortgang der Arbeit | 18

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Die Wasserfarben sind leicht zu handhaben. Schnell lässt sich das Gesicht einer unbekannten Schönheit aufs Papier bringen.

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Fortgang der Arbeit | 16

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Schließlich drucke ich ein zweites Mal.

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Fortgang der Arbeit | 12

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Vor dem letzten Druck bleiben von der Platte bloß noch die Stege übrig, die später auf dem Papier blau gedruckt werden.

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Fortgang der Arbeit | 11

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Nach dem ersten Druck geht es weiter mit dem Schneiden des Druckstocks. Danach folgt der zweite Druck in der Farbe Rot.

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Die Entstehung eines Aquarells | 5

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Hier ging ich in der Weise vor, den Raum, der sich vor meinem inneren Auge abgezeichnet hat, auf das Papier zu übertragen.

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Die Entstehung eines Farbholzschnittes | 2

valentino

Bei einem mehrfarbigen Druck nach dem Prinzip der verlorenen Platte überlegt man sich vorher, wie hoch die die Auflage sein soll, weil nach dem ersten Druck die Platte weiter bearbeitet wird.

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Fortgang der Arbeit | 4

valentino

Die blaue Farbe von der Glasplatte walze ich auf dem Druckstock aus, lege diesen kopfüber auf einen Papierbogen, drehe alles um und reibe das Papier fest. Insgesamt dauert es von der unfertigen Druckplatte bis zum fertigen Druck knapp eine Stunde.

(c) valentino 2012