valentino
Ein Fischer auf seinem Pferd ritt mir am Seeufer entgegen. Er sagte, der Weg nach Norden sei unpassierbar, und lud mich zu sich nach Hause ein. Im Haus schenkte seine Frau mir Saft in einen Becher ein und gab mir frisches Wasser mit auf den Weg. Ich bedankte mich und fuhr zurück bis zu einer Kreuzung und von dort auf einem schnurgeraden Feldweg durch Petén. Fortan traf ich kaum noch Menschen, die mir Auskunft über die Strecke geben konnten. Einige sprachen von einem Wasserbecken.
Hitze, Stechfliegen und wuchernde Pflanzen erschwerten mein Fortkommen. Irgendwann erreichte ich das Wasserbecken, von dem mir berichtet worden war. Nachdem ich mein Fahrrad über eine Brücke aus Baumstämmen geschoben hatte, knickte der Weg ab und führte immer tiefer in einen Wald bis an ein Flussufer. Dunst hing über der Wasseroberfläche, auf der Wasserflöhe im Licht der untergehenden Sonne tanzten. Ich hängte meine Hängematte zwischen die Bäume, zündete ein paar Kerzen an und wartete auf die hereinbrechende Nacht.
Es raschelte und platschte, ein Waldtier schrie, Zikaden trommelten. Glühwürmchen leuchteten in der Dunkelheit. Der Mond schien von einem sternenklaren Himmel durch die Baumkronen. Aus der Ferne hörte ich das Bellen eines Hundes. Frühmorgens weckten mich Stimmen. Zwei Kekchí, Angehörige einer weiteren Maya-Ethnie, näherten sich mit ihrem Kanu und nahmen mich mit. Wir schifften eine Weile flussabwärts bis zu einer Biegung. Als sich in der Morgendämmerung der Fluss mit einem zweiten vereinigte, fuhren wir diesen ein Stück hinauf. Ein Steg ragte ins Wasser. Am Ufer tauchte im Nebel etwa ein Dutzend Schilfdächer auf.
(c) valentino 2018