Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | 20. Teil

valentino

Urwaldfluss

Illustration: Valentino

Ein Fischer auf seinem Pferd ritt mir am Seeufer entgegen. Er sagte, der Weg nach Norden sei unpassierbar, und lud mich zu sich nach Hause ein. Im Haus schenkte seine Frau mir Saft in einen Becher ein und gab mir frisches Wasser mit auf den Weg. Ich bedankte mich und fuhr zurück bis zu einer Kreuzung und von dort auf einem schnurgeraden Feldweg durch Petén. Fortan traf ich kaum noch Menschen, die mir Auskunft über die Strecke geben konnten. Einige sprachen von einem Wasserbecken.

Hitze, Stechfliegen und wuchernde Pflanzen erschwerten mein Fortkommen. Irgendwann erreichte ich das Wasserbecken, von dem mir berichtet worden war. Nachdem ich mein Fahrrad über eine Brücke aus Baumstämmen geschoben hatte, knickte der Weg ab und führte immer tiefer in einen Wald bis an ein Flussufer. Dunst hing über der Wasseroberfläche, auf der Wasserflöhe im Licht der untergehenden Sonne tanzten. Ich hängte meine Hängematte zwischen die Bäume, zündete ein paar Kerzen an und wartete auf die hereinbrechende Nacht.

Es raschelte und platschte, ein Waldtier schrie, Zikaden trommelten. Glühwürmchen leuchteten in der Dunkelheit. Der Mond schien von einem sternenklaren Himmel durch die Baumkronen. Aus der Ferne hörte ich das Bellen eines Hundes. Frühmorgens weckten mich Stimmen. Zwei Kekchí, Angehörige einer weiteren Maya-Ethnie, näherten sich mit ihrem Kanu und nahmen mich mit. Wir schifften eine Weile flussabwärts bis zu einer Biegung. Als sich in der Morgendämmerung der Fluss mit einem zweiten vereinigte, fuhren wir diesen ein Stück hinauf. Ein Steg ragte ins Wasser. Am Ufer tauchte im Nebel etwa ein Dutzend Schilfdächer auf.

(c) valentino 2018

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Paso Caballos

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Die Fortsetzung von „Pakal“ folgt im August. Ein Teil der Geschichte handelt zum Beispiel von „Paso Caballos“, ein Dorf am Ufer eines Flusses, das aus etwa einem Dutzend Schilfdach-Hütten besteht.

Paso Caballos

Wieder einmal werden die Wasserfarben verwendet. / Foto: Valentino

(c) valentino 2018

Fortgang der Arbeit | 47

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(c) valentino 2018

Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | 13. Teil

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Illustration: Valentino

In Wolken aus Räucherwerk, das nach Anis duftete, verschwanden die sechs Gefangenen ins Labyrinth. Dort irrten sie durch geheime verwinkelte Gänge innerhalb dicker Tempelmauern. Ihre blau bemalte Haut leuchtete im Schein der Fackeln, die in einigen Abständen an den steinernen Wänden befestigt waren. Sie erreichten eine Stufe, die steil nach unten abfiel. Einer der Gefangenen ließ eine Fackel über die Kante hinabfallen. Ihr Licht erhellte kurz die Dunkelheit und gab den Blick auf eine Wasseroberfläche frei.

Auf dem Weg ins Tal suchte Cecilia in der hereinbrechenden Nacht Unterschlupf am Fuß einer Zeder. Am nächsten Morgen strich sie nach dem Aufwachen die Asche mit den Händen von ihrer Haut. Ihr Knöchel schmerzte noch immer. Das getrocknete Blut bildete zusammen mit Erde und Asche eine Kruste. Sie lief weiter bergab ins Tal, wo sich eine Menschentraube gebildet hatte. Unter den Geflüchteten fand Cecilia ihre Eltern und Geschwister wieder. Manche versorgten die Wunden der Verletzten oder kochten Essen über offenen Feuerstellen.

Neben dem Feuer lag ein Stück glühende Holzkohle. Cecilia griff es mit den Zehen und stieß es mit dem Fuß hinter ihren Rücken. Dann hielt sie das Seil, mit dem ihre Hände gefesselt waren, über die glühende Kohle und verbrannte es an einer Stelle. Sie löste die Schlingen von ihren Handgelenken, stand auf und lief im Mondschein an den beiden Pinien vorbei in den Wald. Am nächsten Tag erreichte sie das Ufer eines großen Sees, in dessen Mitte in einem Dickicht von Binsen eine Insel lag. Einige weiße Vögel schwammen auf der Wasseroberfläche.

(c) valentino 2018

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Fortgang der Arbeit | 8

valentino

In kurzer Zeit entsteht aus einer groben Zeichnung mit dem Bleistift das fertige Aquarellbild.

(c) valentino 2013

Seiten aus dem Skizzenbuch

(c) valentino 2012

Unterwegs im Lande des Vlad Țepeș | Fünfter Teil

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Landschaft bei Vârșolț

Illustration: Valentino

Nachdem wir eine weitere Nacht kurz hinter Șimleu Silvaniei im Zelt geschlafen hatten, brachte uns der folgende Tag einen kurzen Aufenthalt in einer Dorfkneipe und viele Staub und Diesel aufwirbelnde Lastwagen. In Vârșolț bogen wir rechts ab und erreichten nach einer kleinen Anhöhe einen See, den wir zuvor auf der Landkarte entdeckt hatten und in dem wir uns waschen wollten. Doch anstelle des ersehnten Badestrandes tauchte vor uns ein umzäuntes Fabrikgelände auf. An den Ufern des Sees donnerten schwere Laster über provisorische Pisten.

Am gegenüber liegenden Ufer jedoch sah der See zugänglich aus, darum fragten wir einen Lastwagenfahrer, ob es möglich sei, in dem See zu schwimmen. Auch mit Händen und Füßen waren die Verständigungsprobleme nicht zu lösen, bis ein kleiner Junge zu Hilfe kam. Trotz Hitze trug er Pullover und Jeans. Er machte uns klar, dass man am anderen Ufer des Sees durchaus schwimmen könne, der See aber nicht besonders sauber sei. Wir schoben die Räder vorbei an Beerensträuchern bis an den Rand des Ufers. Dahinter brach dieses steil ab. Morastiger Boden breitete sich auf einer weiten Ebene bis zum Wasser hin aus. Einige Vögel schwammen auf der Oberfläche des Sees.

Mein Begleiter stieg den Abhang hinab und watete durch den Schlick in Richtung Wasser. Er hatte es fast erreicht, da rief ihm der Junge vom Ufer aus zu, es sei verboten im See zu baden, außerdem gäbe es Wasserschlangen. Das hätte ihm sein Vorgesetzter gesagt. Ein Blick auf die Karte sagte uns, dass wir später an einem Flusslauf vorbeikommen würden, der sich womöglich besser zur Körperreinigung eignete. Wir fuhren zurück nach Vârșolț und auf der Hauptstraße weiter über Zalău in Richtung Jibou.

(c) valentino 2012

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