Unterwegs im Lande des Vlad Țepeș | Vierter Teil

valentino

Cioban

Illustration: Valentino

Unsere Route führte durch eine Gegend, deren Orte aus einfachen Bauernhäusern bestanden, die sich beidseitig entlang der befestigten Hauptstraße aneinander reihten. Rechtwinklig stachen schlammige Wege aus den Dorfkernen heraus. In einem Ort liefen am Straßenrand Kinder, welche zu einer Gruppe von Wanderarbeitern gehörten. Diese lebten vom Kesselflicken, Löffelschnitzen und anderen Tagelohnarbeiten, und bewegten sich mit einem Pferdeplanwagen durch das Land.

Die Alimentara, die Lebensmittelgeschäfte, boten außer Brot, Brause, Schokolade und Erdnüssen kaum etwas an. Die Menschen versorgten sich, aufgrund ihrer bäuerlichen Lebensweise, fast vollständig selbst. Etwa die Hälfte der 20 Millionen Einwohner Rumäniens lebte auf dem Land und war auf Tierhaltung und das Bewirtschaften von Agrarflächen angewiesen. Auf den Hinterhöfen der Leute herrschte reges Treiben der Hunde, Katzen, Truthähne, Gänse und Hühner. Ochsenkarren und Pferdewagen befuhren die Straßen. Wir fühlten uns fünfzig Jahre in die Vergangenheit versetzt.

In der Dunkelheit tauchte der Vollmond die Felder in milchiges Licht. Ein Cioban, ein Schäfer, jagte eine Schafherde über die Hügel. Wir grüßten und fragten mit unseren wenigen Brocken Rumänisch, ob es möglich wäre, auf dem Weideland der Schafe unser Zelt aufzustellen. Der Schäfer machte eine Geste mit den Händen, die den nächtlichen, starken Wind auf dem Feld andeuten sollte. Er zeigte uns einen Platz, der geschützt hinter einer kleinen Anhöhe lag. Dann trat er aus dem Mondschein und verschwand im Dunkel der Nacht.

(c) valentino 2012

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